Der „volksdeutsche Selbstschutz“ in Transnistrien: Verbrechen, Nachkriegsjustiz und Erinnerung

Veranstaltungstermin: Dienstag, 7. Mai 2024, 19.00 Uhr

Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

Referent: Dr. Dmytro Myeshkov (Lüneburg)

Durch ein schnelles Vorrücken der deutschen Wehrmacht und der rumänischen Armee im Sommer 1941 gelang es einem bedeutenden Teil der Ukrainedeutschen, in den ersten Kriegswochen sowjetischen Deportationen zu entkommen. Im rumänisch kontrollierten „Gouvernement Transnistrien“ wurden ca. 130.000 von ihnen registriert.

Zu den wichtigsten Maßnahmen der zuständigen SS-Kommandos gehörte das Aufstellen des sogenannten „Volksdeutschen Selbstschutzes“, dem allein in Transnistrien bis auf 10.000 Männer angehörten. Seit Dezember 1941 waren diese Selbstschutzeinheiten an den Massenerschießungen von Juden und anderen Zivilisten im Lager bei Bohdanivka und in der Nähe von deutschen Dörfern aktiv beteiligt.

Im Rahmen seines aktuellen Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse während des Vortrages präsentiert und besprochen werden, untersucht Dmytro Myeshkov die von Selbstschutzangehörigen begangenen Verbrechen, ihre Aufarbeitung in der Nachkriegszeit und die Erinnerung daran in der Sowjetunion bzw. in den Nachfolgestaaten und in der Bundesrepublik.

Dr. Dmytro Myeshkov (geb. 1967) studierte Geschichte in Dnipropetrovs‘k (Dnipro, Ukraine). 1991–1999 war er Mitarbeiter im Dnipropetrovs‘ker Gebietsarchiv, 2001–2004 Doktorand an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 2005 folgte die Promotion an der HHU Düsseldorf (2005, DRUPA-Auszeichnung für die beste Doktorarbeit des Jahres). Seit 2017 ist Dmytro Myeshkov wissenschaftlicher Mitarbeiter am Nordost-Institut an der Universität Hamburg (IKGN e.V. Lüneburg). Von Dmytro Myeshkov liegen u.a. vor: Alltag im Spiegel von Konflikten: Die Deutschen und ihre Nachbarn im nördlichen Schwarzmeergebiet und in der südwestlichen Peripherie des Zarenreiches bis zum Ersten Weltkrieg (Wiesbaden 2020); Der „volksdeutsche Selbstschutz“ in Transnistrien in den Jahren 1941–1944, in: Jahrbuch der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, 2 (8) 2020, S. 61-84 (in russ. Sprache); Mennonites in Ukraine before, during, and Immediately after the Second World War, in: Mark Jantzen, John D. Thiesen (Hg.), European Mennonites and the Holocaust (Toronto 2020), S. 202–228.