Termin: Donnerstag, 21. November 2024, 19.00 Uhr
Teilnehmer: Georg Aescht (Bonn), Alexandru Bulucz (Berlin)
Moderation: Dr. Enikő Dácz (München)
In Kooperation mit: Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. und IKGS (LMU München)
Gefördert von: Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. und Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
Die deutsch-rumänischen Beziehungen veranschaulichen geradezu beispielhaft, dass Minderheiten und Mehrheiten sich stets wandelnde Konstellationen sind. Die deutsche Minderheit konnte ein Bindeglied zwischen Ost und West in Rumänien und nach der massenhaften Auswanderung ‒ als Teil der Mehrheit ‒ ebenso in Deutschland sein. Massenhafte Auswanderung setzte sich jedoch in den letzten Jahrzehnten auch in der Mehrheitsbevölkerung in Rumänien ein und richtete sich teilweise nach Deutschland. Der Transfer vom Wissen und kulturellen Praktiken gewann damit an Vielfalt und zeigt sich im literarischen Bereich in all ihren Facetten.
Georg Aescht und Alexandru Bulucz sind Übersetzer, die die sich wandelnden Konstellationen im Bereich der literarischen Übersetzungen aktiv mitgestalten und sie aus der Perspektive unterschiedlicher Generationen reflektieren können. Sie sprechen über die sprachlichen, kulturellen und politischen Herausforderungen der Vermittlungsarbeit, berichten Heiteres und Trauriges aus ihren Übersetzungswerkstätten und lesen einige ausgewählte Texte vor.
Georg Aescht (geb. 1953) studierte Germanistik und Anglistik in Klausenburg/Cluj (Rumänien), wo er danach als Lehrer tätig war. Daneben verfasste er literaturkritische Beiträge in deutschsprachigen Publikationen, übersetzte rumänische Autoren und arbeitete an den Gymnasiallehrbüchern für deutsche Literatur mit. 1984 reiste er in die Bundesrepublik aus, wo er u.a. als Redakteur bei der Bonner Stiftung Ostdeutscher Kulturrat arbeitete und die „Kulturpolitische Korrespondenz“ redigierte.
Neben seiner feuilletonistisch-publizistischen Tätigkeit hat er Bücher von Ion Agârbiceanu, Gabriela Adameșteanu, Ana Blandiana, Lucian Boia, Filip Florian, Claudiu Komartin, Norman Manea, Gellu Naum, Alexandru Papilian, Ioana Pârvulescu, Andrei Pleșu, Liviu Rebreanu, Mihail Sebastian und Alexandru Vona aus dem Rumänischen bzw. Französischen übersetzt und war als Herausgeber tätig.
Alexandru Bulucz (geboren 1987) ist Lyriker, Literaturkritiker, Herausgeber und Übersetzer. Er hat bis zu seinem 13 Lebensjahr im rumänischen Karlsburg/Alba Iulia gelebt und emigrierte mit seiner Mutter nach Deutschland. Er studierte Germanistik und Komparatistik in Frankfurt am Main und lebt in Berlin. Sein Lyrikdebüt Aus sein auf uns erschien 2016. Für Gedichte aus was Petersilie über die Seele weiß erhielt er 2019 den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis. 2022 wurde er in Klagenfurt im Rahmen der Tage der deutschsprachigen Literatur mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet. 2024 bekam er mit dem Hölty-Preis den höchstdotierten Lyrikpreis Deutschlands und erhielt auch den Horst Bingel-Preis für Literatur.
Aus dem Rumänischen übersetze er u. a. Alexandru Vona, Eugène Ionesco und Andra Rotaru.
Dr. Enikő Dácz ist Kulturwissenschaftlerin und Germanistin, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Stellvertreterin des Direktors am IKGS – Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die deutschsprachigen Literaturen in Zentraleuropa, postimperiale Narrative und interethnische Beziehungen.